Wann ist ein Bild fertig?
Manchmal erscheint ein gemaltes Bild bei erneutem Betrachten unvollendet, obwohl ich zu einem früheren Zeitpunkt noch dachte, es ist fertiggestellt. Aber woran erkenne ich, dass mein Bild fertig ist? Und was sind die Merkmale eines gelungenen Bildes?
Ein Bild muss langsam verwandelt werden und manchmal kann ich einfach nicht den Punkt erreichen, an dem ich ihm das Letzte an Gedanken, die es nötig hat, mitgeben kann.
Pablo Picasso
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Acrylbild-"Stay in your magic earthchild" |
Kriterien die ein fertiges Bild erfüllen sollte
Es ist manchmal viel schwieriger, eigene Bilder zu beurteilen, als Werke von anderen, da man noch den gesamten Entwicklungsprozess vor Augen hat. Deshalb ist es für mich wichtig, nach der Malerei Abstand zu gewinnen. Bilder weglegen und sie nach einer Weile wieder mit einem frischen, unbefangenem Blick betrachten.
Aber wann ist ein Bild eigentlich fertig? Wie erkenne ich den das? Gibt es Merkmale für ein gelungenes Bild? Die Antwort vieler Kunstkritiker auf diese Frage ist: Eigenständigkeit und künstlerische Qualität. Mit Eigenständigkeit ist die eigene Handschrift und Unverwechselbarkeit gemeint. Und was heißt künstlerische Qualität? Darüber habe ich mir Gedanken gemacht und dazu einige Punkte gefunden. Es gibt bestimmte Kriterien, die mir dabei helfen zu beurteilen, ob ich das Bild als fertig empfinde. Hier habe ich die Wichtigsten für dich zusammengefasst:
Höhepunkt-Ein gelungenes Bild hat einen Höhepunkt, ein Kraftfeld, einen Punkt, wo der Blick hingezogen wird-Den Höhepunkt kann man darstellen indem man diesen Bildbereich genauer ausarbeitet, farbiger gestaltet, Kontraste setzt oder übertreibt. Im Gegensatz dazu werden die anderen Bildbereiche zum Bildrand zu immer mehr auflösend behandelt.
- Aussage-Das Bild braucht eine klare Aussage, die für den Betrachter sofort erkennbar ist (Zum Beispiel Wärme, Gegensätze, Tiefe oder auch gesellschaftliche und sozialkritische Themen,..)
Komposition und Bildausschnitt-1/3 zu 2/3
Farbklang-Eine Hauptfarbe sollte im Bild dominieren. Je weniger Farben man für ein Bild benutzt, desto mehr Einheit und Stimmung ist im Bild. Wenn alle Grundfarben in einem Bild vorkommen, dann wirkt es bunt.
- Atmosphäre-Im Bild das Unsichtbare darstellen, die 4. Dimension zum Beispiel Luft.
Tiefe-Das Bild sollte einen Eingang haben. Der Betrachter sollte in das Bild hineingehen und darin verweilen können. Dies erreicht man durch Gegensätze (Z.B.Wärme und Kälte, unterschiedliche Größenverhältnise) im Vorder- und Hintergrund.
Bewegung-Das Bild sollte nicht statisch wirken. Bewegungen und Gegenbewegungen sind wichtig um die Formen im Bild zum Leben zu erwecken und den Bildkanten entgenzuwirken.
individuelle Handschrift-Eine eigene, unverwechselbare Handschrift entwickeln.
Diese Kriterien für ein gelungenes Bild sind für mich manchmal Hilfe und Unterstützung beim Bewerten eigener Werke oder wenn ich bei einem Bild unsicher bin und nicht mehr weiter weiß.
Wichtig ist zu lauschen, dass diese Unsicherheit uns einfach sagt, das Werkzeug wegzulegen und das Malen hier in diesen Moment zu beenden. Manchmal heißt das einfach für mich, das Bild geht dem Ende zu und ich muss achtsam sein. Denn meistens tendiere ich dazu zu viel in ein Bild bringen zu wollen, zu viel zu malen.
Hier ist es auch wichtig nicht zu Urteilen oder sich mit anderen zu Vergleichen. Denn das wie du Wahrnimmst, wie die Welt durch deine Augen aussieht, wie du etwas erlebst und wiedergibst ist einzigartig und so jemanden wirst du kein zweites Mal finden. Das ist dein persönlicher einzigartiger Stil und Ausdruck, der mit nichts vergleichbar ist.
Das Bild fertigstellen
Unten sind zwei Bilder die zu einem früherem Zeitpunkt für mich schon fertiggestellt waren, jetzt aber doch noch einmal überarbeitet wurden. Wie das Acrylbild mit dem Titel "Stay in your Magic Earthchild".
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Acrylbild-Ausschnitt |
Beim Betrachten des Bildes fiel mir auf, dass es langweilig und unvollendet wirkt. Das wollte ich ändern. Daraufhin kam mir die Idee den Hintergrund mit blauer Acrylfarbe zu bearbeiten und einen schwarz-weißen Bildrand zu machen. Jetzt wirkt es für mich insgesamt stimmiger und vollendet. Unten das Bild vor der Bearbeitung.
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Acrylbild vor dem Bearbeiten |
Im Bild unten noch eines der fertiggestellten Werke. Hier mit rot-schwarz gestreiftem Bildrand.
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Acrylbild Rubinrot |
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Acrylbild mit rot-schwarzem Bildrand |
Auch wenn die Bilder als fertig empfunden werden, kann es vorkommen, dass sich das zu einem späteren Zeitpunkt ändert. Im Zweifelsfall hilft das Bild eine Zeit lang wegzulegen und dann wieder mit frischem Blick darauf schauen.
Zugegeben, es braucht Mut die eigene Seelenlandschaft ungefiltert in Bildern zu zeigen. Aber denk daran, dass dein persönlicher Stil sich mit behutsam entwickelt, wenn du das nur liebevoll und urteilsfrei zulassen kannst.
Und wenn du das nächste Mal denkst: "Keiner malt so wie ich. Ich kann gar nicht malen.", denk darüber nach, dass das gar nicht möglich ist, dass jemand genauso malt wie du. Denn nur du malst so wie du malst und nur du hast den einzigartigen Ausdruck. Zeige dich!
Ich denke, das beantwortet auch die Frage, wie lange ich an einem Bild arbeite, denn das ist oft schwer zu sagen. Manche Bilder entstehen im Fluss und können gleich fertiggestellt werden, andere müssen eine Weile ruhen bevor sie wieder Schicht für Schicht weiter aufgebaut werden.
Was ist deine Erfahrung mit dem beenden von Bildern? Wie geht es dir bei der Fertigstellung deiner Bilder? Weißt du für dich wann dein Bild fertig ist? Was sagst du zu meiner Sicht und den Aufruf Mut zu haben?
Ich freue mich über dein Kommentar.
Herzlichst
♥♥ Kinga ♥♥